Sabrina Manchot
Staatlich geprüfte
Logopädin. Mitglied im österreichischen Berufsverband logopädieaustria.
Lexikon der logopädischen Fachausdrücke
Vorbemerkung
Manchmal bekommt man einen Befund ausgehändigt und versteht leider nichts von dem, was da geschrieben steht.
Lesen Sie in nachfolgender Zusammenstellung, was sich hinter diesen Fachausdrücken verbirgt.
Begriffe A
AAT |
Aachener Aphasie Test: Diagnostik
zur Feststellung einer Aphasie (siehe unten) und der betroffenen Sprachbereiche (z.B.:
Sprachverständnis, Sprechen, Schreiben, Lesen) |
ADHS |
Aufmerksamkeitsdefizite und/ oder Hyperaktivität
bei Kindern (kann aber auch bei Erwachsenen vorkommen) |
Adenotomie |
operative Entfernung der Rachenmandeln (Polypen) |
Agrammatismus |
fehlerhafte Grammatik bei Erwachsenen
z.B.: nach einem Schlaganfall |
Agraphie |
fehlerhaftes Schreiben von Wörtern bzw. die Unfähigkeit
überhaupt zu schreiben z.B. im Rahmen einer Aphasie |
Akalkulie |
Rechenunfähigkeit z.B.: im
Rahmen einer Aphasie |
Akinese |
Bewegungslosigkeit |
akut |
plötzlich auftretend |
Amnesie |
Gedächtnisstörung |
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) |
motorische Systemerkrankung durch die Funktionsstörung des ersten und zweiten Motoneurons, führt zu Schrumpfung und Schwächung der gesamten Muskulatur und zur Schluckstörung |
Anamnese |
Vorgeschichte des Patienten und seiner
Krankheit |
Aneurysma |
(gr. Aneurysma: Erweiterung)
Angeborene sackartige Ausstülpung einer arteriellen Gefäßwand |
Ankyloglossie |
verkürztes Zungenbändchen |
Anlaut |
erster Laut eines Wortes |
Aphasie |
erworbene, zentrale Sprachstörung, die durch hirnorganische
Schäden entsteht z.B. verursacht durch einen Schlaganfall, Hirnverletzungen
etc., es können alle Sprachebenen betroffen sein (Sprechen, Verstehen,
Schreiben, Lesen etc.), die Ausprägung einer Aphasie kann von
minimalen Defiziten bis zu schwersten Störungen sein, eine Aphasie
kann sich innerhalb von Tagen bis zu mehreren Jahren verbessern |
Aphonie |
Stimmlosigkeit |
Apoplexie |
Schlaganfall |
Apraxie |
Störung bei der Planung von Handlungen, wodurch Bewegungsmuster und der Gebrauch von Gegenständen eingeschränkt ist |
Artikulation |
Sprechen |
Ataxie |
willkürliche Bewegungen sind zwar möglich,
aber wenig gezielt und ausfahrend |
Audiologie |
Lehre vom Hören |
Audiometrie |
Methoden zur Messung des Hörvermögens |
auditiv |
auf das Hören bezogen |
Azidose |
übersäuerung |
Begriffe B
Balbuties | Stottern |
Berufsdysphonie |
auftretende Stimmstörung bei Menschen mit Sprechberufen |
Bilingualismus |
Zweisprachigkeit |
Buccofaciale Apraxie |
Apraxie der Gesichtsmuskulatur |
Begriffe C
Chitismus |
fehlerhafte Aussprache des "CH" |
Chordektomie |
operative Entfernung einer Stimmlippe |
Chorea Huntington |
(syn. Veitstanz) genetisch bedingte Erkrankung, die zu unwillkürlichen, meist wurmartigen Bewegungen führt; später u. a. Gleichgewichtsprobleme und Schluckstörungen |
Begriffe D
Degenerativ |
abnutzungsbedingt |
Demenz |
bleibender oder fortschreitende Abbau der geistigen
Fähigkeiten |
Diadochokinese |
Fähigkeit schnelle Wechselbewegung z.B. im Mundbereich
durchzuführen |
Diagnose |
Feststellung der Art der Störung und ggf. ihrer
Ursachen |
Differenzierung |
Unterscheidung von Reizen z.B.: auditive Differenzierung
– Unterscheidung von verschiedenen Lauten oder Geräuschen
etc. |
Dysarthrie |
Erworbene Sprechstörung nach Hirnschädigung, bei der eine Funktionsstörung der Sprechmuskulatur (Lippen, Zunge, Gaumensegel) sowie der Stimme und der Atemmuskulatur erfolgt. |
Dysgrammatismus |
Störung der Grammatik im Kindesalter z.B.: fehlerhafter
Gebrauch der Verben, der Artikel, der Satzstellung etc. |
Dyslalie |
fehlerhafter Gebrauch eines oder mehrerer Laute z.B.:
Ersetzung von Lauten (Kinder - Tinder). |
Dyslexie |
Störung im Erlernen des Lesens |
Dysphagie |
Schluckstörung - die Nahrung bzw. Flüssigkeit
kann nicht richtig geschluckt werden |
Dysphonie |
Stimmstörung |
Dysprosodie |
Störung der Sprechmelodie |
Begriffe F
Fazialisnerv |
VII. Hirnnerv zur Innervierung der mimischen Muskulatur, der Ohrspeichel- und Tränendrüse, Zunge |
Fibrom |
Bindegewebsgeschwulst |
Frikative |
Reibelaute z.B.: den stimmlosen labialen Frikativ "F" oder den stimmhaften labialen Frikativ "W" |
Funktionelle Stimmstörungen |
Folge einer Überbeanspruchung der Stimme, aufgrund mangelnder Schulung der Sprechstimme |
Begriffe G
Gammazismus |
fehlerhafte Bildung bzw. Ersetzung des "G" |
Gaumenspalte |
angeborene Spaltbildung des Gaumens |
Gene |
Erbträger |
Genese |
Entstehung/Entwicklung |
Glottis |
Spalt zwischen des Stimmlippen |
Begriffe H
Heiserkeit |
Ausdruck einer Stimmstörung |
Hemianopsie |
Halbseitenblindheit |
Hiatushernie |
Zwerchfellbruch |
Hemiparese |
Halbseitenlähmung häufig nach einem Schlaganfall |
Hochatmung |
(syn. Brustatmung) Vorwiegender Gebrauch des Brustraumes für die Atmung, wenig/keine Nutzung des Bauchraumes beim Atmen |
hyper- |
Bedeutung von "über" in Sinne von "zuviel" z.B.: Hypertonie -
zu viel Spannung |
Hyperfunktionelle Dysphonie |
oft unbewusster, zu unökonomischer Gebrauch des Stimmapparates, einschließlich der Atem- und Artikulationsmuskulatur. |
hypo- |
"unter" im Sinne von "zu wenig" |
Hypoxien |
Sauerstoffunterversorgung des Gehirns z. B. nach CO-Vergiftung oder Herz-Kreislaufstillstand |
Begriffe I
ICP |
Infantile Cerebral Parese häufig Kinder mit angeborenen
geistigen und/oder körperlichen Behinderungen |
Infarkt |
durch örtlichen Sauerstoffmangel - Zerstörung
von Zellgewebe meist im Herz oder Gehirn |
interdental |
Lage der Zunge zwischen den Zähnen z.B.: beim
Lispeln |
Ischämie |
Minderdurchblutung des Gehirns |
Kappazismus |
fehlerhafter oder fehlender Gebrauch des "K" häufig
Ersetzung durch "T" z.B.: Tuh statt Kuh |
Kortex |
Grosshirn |
Begriffe L
Labyrinthitis
| Innenohrentzündung |
Lallen |
spielerisches angewandtes Auftreten von Lauten bei
einem Säugling ab dem 2. Monat |
Laryngitis |
Kehlkopfentzündung |
Larynx |
Kehlkopf |
Legasthenie |
spezielle Störung der Beziehung zwischen geschriebenem
Wort und dem ausgesprochenen Wort Lese-Rechtschreibschwäche |
Lippen-Kiefer-
Gaumenspalte |
durchgehende Spaltbildung der Lippe, des Kiefers und
Gaumens |
Begriffe M
Makroglossie |
vergrößerte Zunge |
MFS |
myofunktionelle Störung - Störung des Schluckens
mit Zungenvorstoß |
MFT |
Myofunktionelle Therapie - häufige Therapieform
bei Jugendlichen, die z.B.: beim Trinken mit der Zunge an die Zähne
stoßen. Dadurch kann es zu Zahnfehlstellungen kommen, die dann kieferorthopädisch behandelt werden müssen.
|
Motorisch |
das Fortbewegungssystem betreffend |
Mundmotorik |
Übungen zur Verbesserung der Lippen- und Zungenbeweglichkeit |
Multiple Sklerose |
Entzündliche Erkrankung des Nervensystems; schubweise treten Sehstörungen,
Sensibiltätsstörungen und Muskellähmungen auf. |
Myasthenia gravis (MG) |
Muskelschwäche durch einen Mangel an Acethylcholin, einem Botenstoff zwischen
Nerven und Muskeln (Autoimmunerkrankung); Symptome: u.a. Sprech-, Kau-, Schluck- und Atemschwäche |
Begriffe O
Orofaziale Störung |
Störungen im Mundbereich z.B.: offenstehender Mund, hypotone
vorverlagerte Zunge, zu wenig Spannung im Mundbereich |
Oesophagus |
Speiseröhre |
Begriffe P
Parese |
Lähmung |
Parkinson |
progrediente, neurologische Erkrankung durch den Verlust von dopaminhaltigen Nervenzellen im Hirnstamm; Symptome sind Steifigkeit, Bewegungslosigkeit und Zittern |
Paukendrainage |
Paukenröhrchen - Röhrchen im Mittelohr zur
Belüftung oder zur Förderung des Sekretabflusses |
Paukenerguß |
(syn. Tubenkatarrh) sekundäre Absonderung von Flüssigkeit aus dem Mittelohr |
Paukenhöhle |
(Cavum tympani) lufthaltiger Raum im Mittelohr, in dem sich die Gehörknöchelchen befinden |
Pharynx |
Rachen |
Phonem |
kleinste bedeutungsunterscheidende lautliche Einheit
z.B. Kanne -Tanne |
Phonation |
Stimmerzeugung durch die Schwingung der Stimmlippen im Kehlkopf |
Phonetik |
Lehre von der Lautbildung und deren Analyse |
Phoniatrie |
med. Spezialgebiet umfasst die Physiologie und Pathologie
der Stimme, der Sprache, des Sprechens und des Hörens |
Phonologie |
Lehre von Phonem |
PNF |
(propriozeptive-neuromuskuläre Fazilitation) Behandlungskonzept, in dem z.B. manuell die Gesichtmuskulatur
stimuliert wird |
Poltern |
Redeflussstörung mit sehr schnellem Sprechen |
Presbyakusis |
Altersschwerhörigkeit |
Begriffe R
Räusperzwang |
nervöses Räuspern ohne org. Ursache meist bei Trockenheitsgefühl.
Schädlich für die Stimme! |
Recurrensparese |
Lähmung der Stimmlippe(-n), zumeist nach Schilddrüsenoperationen |
Reflux |
Rückfluß der Magensäure in die Speiseröhre |
Refluxösophagitis |
Entzündung der Speiseröhre durch Reflux |
Reinke-ödem |
ein auf die Stimmlippenoberfläche begrenztes Ödem (Wassersack) |
Remission |
Rückbildung von Störungen z.B.: bei Aphasie möglich. |
Rhinophonie |
näselnder Stimmklang durch mangelnden Abschluß des Nasen-
und Mundraumes |
Rigor |
Muskelsteifigkeit |
Rückmeldung |
verbessernd correctives- feedback, sollte bei Kindern angewandt
werden, damit sie die richtigen Informationen übernehmen können
z.B. „Ich dehe in den Dinderdarten." „Ja, genau du
gehst in den Kindergarten.“ |
Begriffe S
Schetismus |
fehlerhafte oder fehlende Aussprache des "sch" |
Schreiknötchen |
Stimmlippenknötchen (siehe unten) |
Self-talking |
Selbstgespräch - handlungsbegleitendes Sprechen
zur Stimulierung der verbalen Fähigkeiten des Kindes |
SES |
Sprachentwicklungsstörung |
SEV |
Sprachentwicklungsverzögerung |
Sigmatismus |
Lispeln (Dyslalie) der Laut "s" wird fehlerhaft
gebildet, z.B. interdental - die Zunge ist beim "s" zwischen den Zähnen,
addental - die Zunge ist beim "s" an den Zähnen |
Speichelfluß |
übermäßiger Speichelfluß - Hypersalivation |
Spiegeluntersuchung
des Larynx |
Laryngoskopie |
Sprachanbahnung |
intensive fachliche Hilfe bei der ersten Begriffsbildung
des Kleinkindes, wenn die Sprachbildung gehemmt ist |
Sprachanstrengung |
Schwierigkeiten , Gedanken in sprachliche Formulierungen
umzusetzen |
Sprachentwicklung |
nach gewissen zeitlichen und inhaltichen Gesetzmäßigkeiten
sich entwickelnde sprachliche und sprechtechnische Fertigkeiten des
Kindes
|
Sprachverständnis |
Beginn des Verstehens von Sprache nach dem 9. Lebensmonat |
Sprechanstrengung |
anstrengendes Sprechen z.B.: bei einer Dysarthrie und
Aphasie |
stimmhaft |
Eigenschaft sprachlicher Laute bei denen die Stimmlippen
schwingen (Vibration ist am Kehlkopf fühlbar z.B.: "W") |
|
stimmlos |
Eigenschaft sprachlicher Laute bei denen die Stimmlippen
nicht schwingen, sondern in Ruhe bleiben |
Stimmlage |
Frequenzbereich der individuellen Stimme |
Stimmermüdung |
stetig abnehmende Leistungsfähigkeit der Stimmfunktionen |
Stimmlippenknötchen |
doppelseitige Knötchenbildungen (Ödeme oder Fibrome) am Übergang vom vorderen zum mittleren Stimmlippendrittel |
Stimmlippenpolyp |
nach häufigem, unphysiologischem Stimmgebrauch entstehende Zunahme der Schleimhaut an den Stellen des meisten Stimmgebrauchs auf den Stimmlippen; überwiegend Männer betroffen |
Stimmlippenzyste |
ein auf der Stimmlippe befindlicher dünnwandiger Sack |
Stottern |
Redeflussstörung mit Hemmung und Unterbrechung
beim Sprechen |
Struma |
Schilddrüse |
Begriffe T
Tapping |
leichtes schnelles Klopfen mit den Händen zumTonusaufbau der
Muskulatur |
Tauizismus |
fehlerhaft oder fehlende Aussprache des "T" |
Therapie |
alle der Besserung oder Heilung einer Störung oder Krankheit
dienenden Maßnahmen |
Tonaudiometrie |
audiometrische Verfahren für die Hörschwellenmessung |
Tonus |
Körperspannung: Hypotonus - zu wenig Körperspannung,
Hypertonus - zu viel Körperspannung und Eutonus - Wohlspannung
|
Trachea |
Luftröhre |
Transfer |
Übertragung von Übungen bzw. Zielstrukturen in den Alltag |
Tremor |
Zittern verschiedener Körperteile z.B.: bei Parkinson Patienten |
Begriffe W
Wortfindungsstörung |
Häufig bei Aphasikern, es gelingt ihnen nicht das passende
Wort abzurufen |
Wortschatz |
Gesamtmenge der Wörter eines Sprechers, aktiver Wortschatz
Menge der verwendeten Wörter, passiver Wortschatz - Menge der
verstandenen, aber nicht unbedingt auch gebrauchten Wörter |
Würgreflex |
wichtiger Reflex für den Schluckvorgang - kann herabgesetzt
oder erhöht sein |
Begriffe Z
Zunge |
lingua, glossa |
Zungenbändchen |
unter der Zunge, kann verkürzt sein |
Zungenstoß |
Zunge macht beim Schlucken statt der Vorwärtrückwärtsbewegung
eine in umgekehrter Richtung |
Quelle: Logopädisches Handlexikon, Franke